Mittwoch, 18. März 2015

Jenseits der Rache – ein Schweizer Krimi



Jenseits der Rache
 Esther Pauchard, Lokwort Verlag
ISBN 978-3-906786-55-1, CHF 35.00
Die aus der Nähe von Thun stammende Autorin weiss genau, wovon sie schreibt. Sie ist wie ihre Hauptfigur Kassandra Bergen Psychiaterin in einer Klinik, hat einen Arzt als Mann und zwei Kinder. „Jenseits der Rache“ ist ihr dritter Krimi. Zuvor sind „Jenseits der Couch“ und „Jenseits der Mauern“ erschienen.
Kassandra Bergen gönnt sich gemeinsam mit ihrem Mann Mark, ihrem Chef Martin Rychener und seiner Lebenspartnerin Selma ein Wochenende in einem Luxushotel an den Giessbachfällen. An diesem Wochenende, das so gemütlich beginnt, stirbt ein bekannter Berner Psychoanalytiker. Er stürzt ab und kann nur noch tot im Becken der Giessbachfälle geborgen werden. Kassandra gerät unter Verdacht, etwas mit dem Tod zu tun zu haben, weil der Verunglückte, Adrian Wyss, kurz vor seinem Absturz versucht hat, sie anzurufen. Adrian Wyss ist zuständig für die Einführung eines Internetberatungsprogrammes für Borderline-Patienten, das in der psychiatrischen Klinik eingeführt werden soll, in der Kassandra arbeitet.
Der Verdacht gegen Kassandra löst sich zwar in Luft auf, als ein Abschiedsbrief von Adrian Wyss gefunden wird. Trotzdem lässt das Unglück Kassandra keine Ruhe - sie glaubt nicht an einen Selbstmord. Also beginnt sie zu recherchieren und stösst dabei auf weitere mysteriöse Todesfälle.
Alle drei Krimis sind absolut lesenswert. Mir gefallen die Hauptfiguren – Kassandra, ihr Mann und Martin. Sie werden mit allen Stärken und Schwächen beschrieben. Mir gefällt, dass die Mordfälle immer im Umfeld einer psychiatrischen Klinik angesiedelt sind und man so einen guten Einblick in den Alltag einer Klinik erhält. Und mir gefällt es, an den menschlichen Verstrickungen der Hauptfiguren teilhaben zu können.

Brigitte Lusti Buchhandlung Wortreich


Viel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Brigitte Lusti
PS
Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Wäre das jetzt schön....

Zuerst muss ich etwas voraus schicken: ich bin sehr gerne im Wortreich! Aber heute... heute wäre ich auch ganz gerne draussen. An irgendeinem Platz, wo ich das strahlend schöne Frühlingswetter geniessen könnte. Ganz sehnsüchtig schaue ich durch die Fenster, durch die man den dunkelblauen Himmel und die Berge sieht. Zum Glück wärmt die Sonne auch durch das Fenster!

Soeben habe ich den Buchtipp für die Glarner Woche geschrieben. Die Veröffentlichung des vorzustellenden Buches soll ja aber nicht allzu weit zurückliegen. Darum stelle ich nun eines meiner absoluten Lieblingsbücher, das schon 2012 erschienen ist, hier vor. Und das, obwohl der Titel nicht gerade zum heutigen Tag passt.... denn Schnee haben wir hoffentlich gehabt bis zum Herbst.

Also zurück zur "Tänzerin im Schnee", so heisst das Buch nämlich. Geschrieben wurde es von Daphne Kalotay.


Kalotay Daphne, Aufbau Verlag
ISBN 978-3-7466-2802-8, CHF 19.50
Nina Rewskaja war als junge Frau eine erfolgreiche und berühmte russische Primaballerina, die wegen ihrer voller Leichtigkeit erscheinenden Tanzkunst Schmetterling genannt wurde. Unterdessen ist sie alt, von starken Schmerzen geplagt und an den Rollstuhl gefesselt. Sie lebt völlig vereinsamt in Boston.
Nina entschliesst sich, sich von ihren sehr wertvollen Schmuckstücken zu trennen und an einer Auktion versteigern zu lassen. Aber anstatt, dass sie sich so ganz von ihrer Vergangenheit lösen kann, geschieht genau das Gegenteil. Ständig tauchen Menschen und Bilder aus ihrem früheren Leben auf, vor allem aus der Zeit, in der sie noch in Russland lebte. 1952 hat sie dieses verlassen und ist in den Westen geflüchtet. Ihren Ehemann und ihre Freunde, überhaupt alles, hat sie zurück gelassen.

Aber nicht nur bei Nina werden durch den Schmuck Erinnerungen geweckt. Auch bei Grigori Solodin ist das der Fall. Dieser besitzt nämlich eine Kette mit einem Anhänger aus Bernstein, der genau zu anderen Schmuckstücken von Nina passen. Er ist davon überzeugt, dass Nina ihm etwas über seine Abstammung erzählen kann. Als Baby wurde er von einem russischen Ehepaar adoptiert. und das einzige, was er sicher weiss ist, dass seine leibliche Mutter eine Ballerina war, die bei seiner Geburt angeblich gestorben ist. Und dass sie etwas mit dem russischen Dichter Viktor Elslin zu tun haben muss, den er für seinen Vater hält und der mit Nina verheiratet war.

Das Leben von Nina wird in Rückblenden erzählt und bis am Schluss weiss man nicht, warum sie Hals über Kopf geflüchtet ist. Ebenfalls erst am Schluss erfährt man, wie die Schicksale von Nina und Grigori miteinander verflochten sind. In der Geschichte geht es um Liebe, Freundschaft, Verrat und Terror. Sie ist nicht nur sehr spannend, sie ist auch informativ. Ich habe viel über das Leben in Russland während der Nachkriegszeit unter Stalin, über das Leben am Theater, über die Welt der damaligen Künstlerinnen und Künstler erfahren.

Ich war so begeistert und berührt von diesem Buch und seiner sehr schönen Sprache, dass ich es allen meinen Freundinnen geschenkt habe. Denen es übrigens auch sehr gut gefallen hat ....Und nun nutze ich diese Gelegenheit, um nochmals auf "Die Tänzerin im Schnee" aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, dass noch viele es lesen und sich daran erfreuen können. Zum Schluss nur noch dies: Das Buch passt zu jeder Jahreszeit!

So, für dieses Mal ist es genug. Bis bald!
Brigitte Lusti

Freitag, 13. März 2015

Wenn man das Buch nicht weggeben und nach Amerika reiten will

Butcher's Crossing
Butcher's Crossing
 978-3-423-28049-5, Fr. 29.90
Bei mir zu Hause liegt das Buch "Butcher's Crossing" von John Williams... und es liegt schon seit drei Tagen dort... Nichts besonders, würde man da sagen - wenn es nicht schon ausgelesen wäre! Denn normalerweise gebe ich ein Buch gerne weiter, wenn ich es so toll finde, an Freunde zum Beispiel! Denen habe ich ja auch schon vorgeschwärmt vom Buch und wahrscheinlich stehen schon alle in den Startlöchern, um das Buch entgegenzunehmen ;-) 

Aber eben, irgendwie kann ich mich noch nicht trennen davon, ich möchte es noch eine Weile anschauen, um mich wieder an die Geschichte zu erinnern...

Ich hätte Lust nach Amerika zu reisen, um selber die Prärie und die wilden Berge zu erleben, so ganz spontan ;-) ...nicht wie Milena Moser, die ihre Amerikareise lange vorher auf ihren 50sten geplant hatte und ich muss sagen, ihr Buch "Das Glück sieht immer anders aus", das diese Reise und vieles mehr beschreibt, hat mir ebenfalls sehr gefallen, habe mich einen regnerischen Sonntag lang bestens unterhalten und fröhlicher in die weibliche Zukunft geschaut ;-)


Das Glück sieht immer anders aus
978-3-312-00653-3, Fr. 26.90

Zurück zum Buch "Butcher's Crossing" und in die weiten Prärien Amerikas:
Wenn ich ein Mann wäre und im Jahr 1870 leben würde, so wäre ich vermutlich wie der junge Will Andrews, der auf der Suche nach etwas ist (was weiss er eben noch nicht) und der erfahrene Jäger Miller wäre irgendwie mein Vorbild! Diese beiden, plus der missmutige Schneider, ein Häuter (jemand, der spezialisiert ist auf Büffelfelle abziehen, zirka 5 Minuten pro Büffel...) und Charley Hoge, der trotz ständiger Whiskykipperei seine Arbeit als Mädchen für alles macht. Diese 4 Männer machen sich im Spätsommer auf in die Berge auf Büffeljagd, wo weiss ihr Anführer Miller und an die angebliche Büffelherde glauben die anderen auch nicht so recht...

Tja, auch eine Francine kommt vor, die den jungen Will verführen möchte und vielleicht wartet sie auf dessen Rückkehr? Eine lange Zeit in den Bergen und ein langer Ritt dorthin, ich meine, das Buch ist auch ein bisschen ein "Handbuch für die Wildnis", schliesslich erfährt man vom Bleikugeln herstellen über das Abziehen von Tierhäuten bis zum Überwintern in der Wildnis ziemlich viel.

Da der Autor John Williams ("Stoner") ein begnadeter Erzähler ist, taucht man ganz tief in die Geschichte ein. Die Sprache ist nicht unnötig kompliziert, sondern bildhaft und flüssig, und was mir aufgefallen ist und mir sehr gefallen hat: Der Autor beschreibt die Geschehnisse auf eine unspektakuläre Weise, so dass man das Gefühl hat, mitten im Alltag der Menschen im Wilden Westen zu sein.
Also kein Schurkenroman, kein Western mit Schiessereien und Indianern, sondern eine natürlich belassene realistische Erzählung! Aber ein Abenteuerroman, wie es wilde Leser lieben!

Viel Vergnügen wünscht euch Christa Pellicciotta

Die beiden Bücher gibt's natürlich auch in der Buchhandlung Wortreich zum Kaufen oder Bestellen :-)



Mittwoch, 11. März 2015

Eine gesunde, wenn auch etwas kostspielige Sucht

Ich bin süchtig - süchtig nach Büchern. Es gibt aus meiner Sicht nichts Schöneres, als in neue Geschichten einzutauchen. Geschichten, die einem neue Horizonte, neue Welten eröffnen, in die man für ein paar Stunden eintauchen und alles rundherum vergessen kann. Buchläden haben eine magische Anziehungskraft auf mich. Kaum an einem komme ich vorbei. Ich muss hinein, auch wenn es nur ganz kurz ist und ich einfach durch den Laden wetze und kaum die Zeit habe, etwas genauer anzuschauen. Aber nur schon die Atmosphäre.... Meine Begleitung bringt das des Öfteren zur Verzweiflung. Was verständlich ist, da man sich diesen Zwang als Nichtsüchtiger einfach kaum vorstellen kann.

Schon immer haben sich haufenweise Bücher neben meinem Bett gestapelt. Seit ich im Wortreich arbeite, wird es mit jeder Woche schlimmer. Nun musste ich den Haufen vor dem Bett wegnehmen - ist immer wieder eingestürzt - und aufs Büchergestell verlagern. Was an sich für Bücher der logische Ort wäre, wo aber noch nicht gelesene eigentlich nicht hingehören. Ich komme mir dann immer etwas wie eine Betrügerin vor: so viele Bücher, wauh.... und so viele davon (noch) nicht gelesen. Und trotzdem: wenn sie im Gestell sind, wird der Druck, sie alle gleichzeitig lesen zu wollen etwas kleiner, gehen sie doch so einfach unter. So im Sinne von: vor lauter Bäumen...

Vor kurzem habe ich eines dieser schon lange wartenden Bücher gelesen, das Ende des letzten Jahres bereits im Taschenbuch erschienen ist: "Herr Feld und Herr Klee" von Simon Bergmann. Wenn Sie gerne tiefgründige, trotzdem witzige und informative Geschichten haben, müssen Sie das Buch unbedingt lesen!



Herr Klee und Herr FeldIn diesem Roman geht es um die beiden Brüder Moritz und Alfred Kleefeld, 77 und 75 Jahre alt, die nachdem Moritz Witwer geworden ist, wieder gemeinsam in einem Haus wohnen. Was nach so langer Zeit und der Entwicklung verschiedenster Macken gar nicht so einfach ist. Alfred, ein Schauspieler, der es mit Horror- und Vampirfilmen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat, ist unterdessen, wohl auch altersgemäss, öfters arbeitslos. Sein Bruder Moritz war ein anerkannter Professor der Psychologie.
Die beiden könnten kaum verschiedener sein. Moritz, der nicht einmal im Café um die Ecke ohne sein mitgebrachtes "koscheres Besteck" etwas essen kann, bei dem überhaupt alles seinen geregelten Abläufen folgen muss. Und Alfred, der alles nicht so genau nimmt, eher chaotisch ist.

Irgendwann hat die Haushälterin genug von diesen Zuständen und vor allem von Alfred. Sie kündigt. Was die beiden Herren dazu zwingt, sich eine neue Hilfe zu suchen. Nach vierzehn Bewerbungen erscheint endlich und auch etwas unerwartet die Richtige: Zamira, 25 Jahre alt, wunderschön, charmant... und Palästinenserin. Alfred und Moritz sind trotz dieser kleinen "Einschränkung" sofort hin und weg von ihr. Zamira ihrerseits nimmt die Stelle nach einer kurzen Bedenkzeit an und zieht in die Wohnung im obersten Stockwerk der Villa.

Zamira kümmert sich liebevoll um die Männer und diese wiederum versuchen sich gegenseitig auszustechen, um ihre Gunst zu gewinnen. Alle drei sind sich sehr zugetan, können es aber trotzdem nicht lassen, sich immer wieder Wortgefechte zum Thema Palästina-Israel zu liefern. Sie versuchen. sich gegenseitig von ihrer Sicht zu überzeugen, unterstützen sich aber auch, wenn einer/eine von ihnen Sorgen hat. Zamira mit ihrem Ehemann, die beiden Männer mit ihrem Alter, ihren Gebresten, ihrer Vergänglichkeit und ihrer Einsamkeit.

Das Zusammenleben dieser so unterschiedlichen Menschen wird so erzählt, dass es zum Nachdenken anregt, manchmal traurig stimmt, oft aber auch so witzig ist, dass ich laut auflachen musste. Ich habe mich köstlich amüsiert, war aber manchmal auch traurig.
Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Viel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Brigitte Lusti

Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Herr Klee und Herr Feld
Michel Bergmann    Kartoniert
Erscheinungsjahr: 2014 - DTV
Fr. 14.90


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