Mittwoch, 11. März 2015

Eine gesunde, wenn auch etwas kostspielige Sucht

Ich bin süchtig - süchtig nach Büchern. Es gibt aus meiner Sicht nichts Schöneres, als in neue Geschichten einzutauchen. Geschichten, die einem neue Horizonte, neue Welten eröffnen, in die man für ein paar Stunden eintauchen und alles rundherum vergessen kann. Buchläden haben eine magische Anziehungskraft auf mich. Kaum an einem komme ich vorbei. Ich muss hinein, auch wenn es nur ganz kurz ist und ich einfach durch den Laden wetze und kaum die Zeit habe, etwas genauer anzuschauen. Aber nur schon die Atmosphäre.... Meine Begleitung bringt das des Öfteren zur Verzweiflung. Was verständlich ist, da man sich diesen Zwang als Nichtsüchtiger einfach kaum vorstellen kann.

Schon immer haben sich haufenweise Bücher neben meinem Bett gestapelt. Seit ich im Wortreich arbeite, wird es mit jeder Woche schlimmer. Nun musste ich den Haufen vor dem Bett wegnehmen - ist immer wieder eingestürzt - und aufs Büchergestell verlagern. Was an sich für Bücher der logische Ort wäre, wo aber noch nicht gelesene eigentlich nicht hingehören. Ich komme mir dann immer etwas wie eine Betrügerin vor: so viele Bücher, wauh.... und so viele davon (noch) nicht gelesen. Und trotzdem: wenn sie im Gestell sind, wird der Druck, sie alle gleichzeitig lesen zu wollen etwas kleiner, gehen sie doch so einfach unter. So im Sinne von: vor lauter Bäumen...

Vor kurzem habe ich eines dieser schon lange wartenden Bücher gelesen, das Ende des letzten Jahres bereits im Taschenbuch erschienen ist: "Herr Feld und Herr Klee" von Simon Bergmann. Wenn Sie gerne tiefgründige, trotzdem witzige und informative Geschichten haben, müssen Sie das Buch unbedingt lesen!



Herr Klee und Herr FeldIn diesem Roman geht es um die beiden Brüder Moritz und Alfred Kleefeld, 77 und 75 Jahre alt, die nachdem Moritz Witwer geworden ist, wieder gemeinsam in einem Haus wohnen. Was nach so langer Zeit und der Entwicklung verschiedenster Macken gar nicht so einfach ist. Alfred, ein Schauspieler, der es mit Horror- und Vampirfilmen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat, ist unterdessen, wohl auch altersgemäss, öfters arbeitslos. Sein Bruder Moritz war ein anerkannter Professor der Psychologie.
Die beiden könnten kaum verschiedener sein. Moritz, der nicht einmal im Café um die Ecke ohne sein mitgebrachtes "koscheres Besteck" etwas essen kann, bei dem überhaupt alles seinen geregelten Abläufen folgen muss. Und Alfred, der alles nicht so genau nimmt, eher chaotisch ist.

Irgendwann hat die Haushälterin genug von diesen Zuständen und vor allem von Alfred. Sie kündigt. Was die beiden Herren dazu zwingt, sich eine neue Hilfe zu suchen. Nach vierzehn Bewerbungen erscheint endlich und auch etwas unerwartet die Richtige: Zamira, 25 Jahre alt, wunderschön, charmant... und Palästinenserin. Alfred und Moritz sind trotz dieser kleinen "Einschränkung" sofort hin und weg von ihr. Zamira ihrerseits nimmt die Stelle nach einer kurzen Bedenkzeit an und zieht in die Wohnung im obersten Stockwerk der Villa.

Zamira kümmert sich liebevoll um die Männer und diese wiederum versuchen sich gegenseitig auszustechen, um ihre Gunst zu gewinnen. Alle drei sind sich sehr zugetan, können es aber trotzdem nicht lassen, sich immer wieder Wortgefechte zum Thema Palästina-Israel zu liefern. Sie versuchen. sich gegenseitig von ihrer Sicht zu überzeugen, unterstützen sich aber auch, wenn einer/eine von ihnen Sorgen hat. Zamira mit ihrem Ehemann, die beiden Männer mit ihrem Alter, ihren Gebresten, ihrer Vergänglichkeit und ihrer Einsamkeit.

Das Zusammenleben dieser so unterschiedlichen Menschen wird so erzählt, dass es zum Nachdenken anregt, manchmal traurig stimmt, oft aber auch so witzig ist, dass ich laut auflachen musste. Ich habe mich köstlich amüsiert, war aber manchmal auch traurig.
Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Viel Vergnügen und bis zum nächsten Mal!
Brigitte Lusti

Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Herr Klee und Herr Feld
Michel Bergmann    Kartoniert
Erscheinungsjahr: 2014 - DTV
Fr. 14.90


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