Donnerstag, 30. Juni 2016

Island - nicht nur im Fussball stark


Die Eismalerin,  Kristin Marja Baldursdottir
Die Eismalerin,
Kristin Marja Baldursdottir
Wer freut sich im Moment nicht mit dem als Aussenseiter geltenden (oder gegoltenen?) Island über den Erfolg an der Fussball-EM? Ich auf jeden Fall tue es, sehr sogar. Island ist schon seit Jahrzehnten mein Traumland, das ich aber noch immer nicht geschafft habe, zu bereisen. Auf Bildern und in Dokumentationen fasziniert mich die unberührte und wilde Natur und nun finde ich es einfach schön, dass ein so kleines Volk - nur rund 300'000 Menschen leben auf der Insel - mit dieser Mannschaft dermassen gut spielt. Ich hoffe sehr, dass ihnen der Erfolg weiterhin treu bleibt!

Island hat auch literarisch sehr viel zu bieten. Nicht nur mit dem Nobelpreisträger Halldor Laxness, von dem soeben das Werk "Am Gletscher" neu aufgelegt wurde. Sondern auch mit vielen anderen Autoren und Autorinnen. Hier seien nur wenige erwähnt - jene, von denen mindestens jemand vom Wortreich bereits etwas gelesen hat: Jon Kalman Stefansson mit "Der Schmerz der Engel", Yrsa Sigurdardottir mit ihren fesselnden, mystisch-grusligen Krimis und Kristin Marja Baldursdottir, die unter anderem eines meines liebsten Bücher geschrieben hat:

"Die Eismalerin"


Dieser Roman spielt um 1900 und erzählt die Geschichte von Karitas. Karitas lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihren fünf älteren Geschwistern im Norden von Island. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, muss nicht nur die Mutter in der Fischfabrik schuften, sondern auch die älteren Kinder. Nur Karitas als jüngste ist davon ausgenommen. Oft auf sich allein gestellt, entwickelt sie grosses künstlerisches Talent. Dank einer Gönnerin kann Karitas die Kunstakademie in Dänemark besuchen. Zurück in Island ist ihr grösster Wunsch, sich ihrer Kunst widmen zu können, ganz darin aufzugehen. Dieser Wunsch kommt ins Wanken als sie Sigmar kennenlernt und sie schon bald ein Kind von ihm bekommt. Ihr Leben lang wird sie hin- und hergerissen sein zwischen Pflicht und Neigung und darum kämpfen, so leben zu können wie es ihr entspricht.
Ein sehr stimmungsvolles Buch, das einerseits durch die Beschreibung der isländischen Landschaft, andererseits durch die Hauptperson besticht. Die Menschen sprechen nur wenig, es geschieht äusserlich auch nicht viel, und trotzdem wird man berührt, lebt ganz im Buch und fühlt mit Karitas. Es ist emotional, eindrücklich und einfach wunderbar!

Und noch ein letzter Hinweis: "Das Seelenhaus" von Hannah Kent. Die Autorin stammt zwar aus Kanada, die Geschichte, die historisch verbürgt ist, spielt aber in Island und zwar 1828. Damals kommt Agnes, eine zum Tode verurteilte Frau, auf den Hof eines Beamten, um die Zeit bis zu ihrer Hinrichtung zu überbrücken. Im Laufe des Romans kommt einem Agnes immer näher und man kann damit auch besser verstehen, wie es zur Tat kommen konnte. Man hofft sogar - trotz besseres Wissens -, dass es für sie doch noch ein gutes Ende nehmen könnte.




Am Gletscher, Halldor Laxness Wortreich
Am Gletscher,
Halldor Laxness
Der Schmerz der Engel,  Jon Kalman Stefansson
Der Schmerz der Engel,
Jon Kalman Stefansson



Seelen im Eis,  Yrsa Sigurdardottir
Seelen im Eis,
 Yrsa Sigurdardottir
Seelen im Eis,  Yrsa Sigurdardottir
Das Seelenhaus,
Hannah Kent




Brigitte Lusti Buchhandlung Wortreich
Am besten kommen Sie vorbei, dann können Sie in alle diese Bücher reinlesen! Wir freuen uns auf Sie!
Herzlichst, Brigitte Lusti


Freitag, 24. Juni 2016

Wie man auch in schweren Zeiten den Humor und die Hoffnung nie ganz verliert

Gläserne Klavier Buchhandlung Wortreich
Das gläserne Klavier,
Miriam Toews,
ISBN 978-3-8270-1249-4,
 Berlin Verlag 
In diesem Roman geht es um zwei Schwestern, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Elfrieda ist eine gefeierte Konzertpianistin, glücklich verheiratet, berühmt und reich. Yoli ist mässig erfolgreich als Schriftstellerin, pleite, hat zwei Kinder von zwei Männern, lebt getrennt. Und trotzdem ist es Elfrieda, die nicht mehr leben möchte. Nach einem gescheiterten Suizidversuch kommt sie in die Psychiatrie.

Yoli fliegt sofort zu ihrer Schwester und bemüht sich verzweifelt, dieser wieder so viel Lebensfreude zurück zu bringen, dass sie weiterleben möchte. Bringt ihr Blumen, zitiert aus Büchern, die Elfrieda liebt. Auch die Mutter und der Ehemann von Elfrieda kümmern sich rührend um sie und planen gemeinsam, wie sie Elfrieda helfen könnten.
Die Voraussetzungen dafür sind schlecht, da Elfrieda schon seit Jahren unter Depressionen leidet. Ausserdem haben auch schon andere Familienmitglieder ihrem Leben ein Ende gesetzt. 

Ein Buch, das auf autobiografischen Erlebnissen beruht, viele Fragen aufwirft, einen nachdenklich macht und das man gerne liest. Geschrieben ist es in einer wunderbaren Sprache und in einer Art, die manchmal vergessen lässt, dass es sich um eine traurige Geschichte handelt. Es ist voller Leichtigkeit und Humor und sehr beeindruckend, wie alle mit dieser Schwere, diesen Verlusten umgehen und wie sie versuchen, damit klarzukommen, weiterzuleben und glücklich zu sein.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich möchte auf jeden Fall noch mehr von dieser Schriftstellerin
lesen!

Natürlich erhältlich in der Buchhandlung Wortreich in Glarus

Brigitte Lusti Buchhandlung Wortreich Glarus
Wir freuen uns auf euch!
Herzlich, euer Wortreich-Team

Donnerstag, 16. Juni 2016

Eine unbeugsame Glarnerin





Am Leben Franziska Greising Wortreich
Am Leben; Franziska Greising.
Zytglogge, ISBN 978-3-7296-0913-6
Schon länger habe ich nicht mehr ein so mitreissend geschriebenes Buch in den Händen gehabt, so dass ich bis in die Nacht hinein gelesen und die Zeit vergessen habe - oder besser gesagt, sie schien stehen zu bleiben.

Das Buch von Franziska Greising trägt den vielsagenden Namen "Am Leben", denn ums am Leben bleiben dreht sich die ganze Geschichte ja eigentlich.

Porträt einer Unbeugsamen! Die 30-jährige Rösli Näf aus Glarus beschloss im 2. Weltkrieg, fürs SAK eine Stelle anzutreten im Süden Frankreichs, wo zwischen 1940 bis 1944 hunderte jüdische Kinder auf der Flucht in einem Landschloss Zuflucht gefunden hatten. Sie soll dort die Leitung übernehmen. Gewohnt ist sie sich ja einiges, schliesslich war sie soeben noch für Albert Schweitzer in Lambarene tätig gewesen.  
In La Hille trifft sie nicht nur auf erbärmlichen Zustände und entsprechende Kinder, sondern zum Glück auch auf weitere sehr engagierte Mitarbeiter, die sich alles Mögliche für das tägliche Überleben einfallen lassen. Auch die Kinder und Jugendlichen packen motiviert überall mit an. Der Lebenswille ist enorm.

Das Buch ist nicht nur ein Porträt der Glarnerin Rösli Näf, die später dann die Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern" verliehen bekam. Es ist vor allem bestechend durch seine lebendige Sprache, die in Gegenwartsform und vielen Dialogen durch den Alltag der Menschen zieht. Interessant sind auch die politischen Zusammenhänge, die offiziellen Stellungsnahmen der Länder, auch der Schweiz, die sich nicht immer deckt mit der Meinung der Bevölkerung. So lernen wir realistisch beschrieben die verschiedensten Menschen der damaligen Zeit kennen, Opfer, Täter, Mithelfer, Gezwungene, Hilflose und viele engagierte Helfer. Sehr packend sind auch die Fluchtbeschreibungen, z. B. über die Schweizer Grenze.

So, jetzt verrate ich nichts mehr, ich möchte euch den Genuss des Lesens nicht wegnehmen!

Was mich sehr freut, dass wir mit der Autorin Franziska Greising am Mittwoch, 31. August 2016, um 19 Uhr eine Lesung in unserer Buchhandlung abmachen konnten! Das wird sicher ein spannender Abend.
Besonders überrascht war ich, als ich erfahren habe, dass der Neffe von Rösli Näf mein ehemaliger Vorbesitzer von Wortreich ist, Jonn Häberli!

Wir sehen uns! - in der Buchhandlung Wortreich

Mit begeisterten Grüssen aus dem Wortreich
Christa

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Montag, 13. Juni 2016

Was ist Bluegrass

Bill Monroe aus Kentucky gründet eine Band mit dem Namen einer Pflanze, die in seinem Bundesstaat reichlich vorhanden ist «The Bluegrass Boy». Er mischt Musik aus Irland und Schwarzen  Gospel und Blues afrikanischer Sklaven mit hohen, scharfen Stimmen und schnellen Rhythmen. Alles wird ausgeführt mit viel Improvisation und grossem Können.
Ruben Minuto und Matteo Ringressi, zwei Grössen der italienischen Bluegrass-Szene, haben genau erfüllt, was sich Bill Monroe in den 40er-Jahren vorgestellt hatte. Die typischen Instrumente dieser  Musikrichtung (Gitarre, Geige, Banjo, Mandoline) wurden mit Virtuosität und Präzision eingesetzt.


Die Glarner Kulturbuchhandlung wurde für einen Abend ins tiefe Amerika versetzt mit Geschichten von Farmern, der harten Arbeit in den Minen, davongelaufenen Frauen und der Freude am Musikmachen.